Generale

Der Mensch im Mittelpunkt

Die Zukunft der Südtiroler Wirtschaftspolitik

14.09.2023 — Wahl 2023

Die ablaufende Legislaturperiode 2018-2023 wird von den Mitgliedern der Landesregierung als besonders herausfordernd beschrieben. Als Hauptgründe hierfür werden die Corona Pandemie, die Energiekriese sowie die stark angestiegene Inflation genannt. Drei Ereignisse, mit denen niemand gerechnet hatte und nicht vorhersehbar waren.

Nicht nur die Politik, sondern wir alle sind daran erinnert worden, dass nichts in Stein gemeißelt ist und dass unser Land keine Insel ist. Weder das Corona Virus noch der Gaspreis haben vor der Autonomie Halt gemacht.

Sobald die nächste Landesregierung ihre Ziele und Schwerpunkte festlegt, muss sie noch sensibler für weltweite Entwicklungen sein und sie muss Flexibilität als neue Konstante vorsehen.

Aus heutiger Perspektive wirken sich folgende globale Themen signifikant auf die Lebensumstände in Südtirol aus: Der Klimawandel mit all seinen direkten Folgen, die wachsende Migration nach Europa, die Abhängigkeit von Produkten und Rohstoffen aus Asien sowie der demografische Wandel, bzw. die Alterung der Bevölkerung.

Wie begegnen wir als kleine Region solch komplexen Themen auf lokaler Ebene und welche konkreten Ziele sollte sich die Politik für die kommende(n) Legislaturperiode(n) setzen? Die Kurzantwort auf diese Fragen lautet: Indem sie auf die Menschen setzt.

Bei der Wahl ihrer Ziele sollte die neue Landesregierung der Lebensqualität der Bevölkerung oberste Priorität einräumen. Obwohl Südtirol zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Regionen gehört, zeigt unser Wohlstand deutliche Risse: Zunehmend mehr Menschen können sich mit ihrem Lohn die wachsenden Lebenshaltungskosten nicht mehr leisten, vor allem junge Menschen finden kaum Zugang zu leistbarem Wohnraum, es fehlt an flexiblen Arbeitszeitmodellen und ausreichend Kinderbetreuung, um Familie und Beruf verknüpfen zu können. Diese Kombination unterschiedlicher Faktoren hat dazu geführt, dass gut ausgebildete Südtiroler das Land verlassen und die heimischen Betriebe hängeringend nach Mitarbeitern suchen.

Um die Lebensqualität für alle Menschen im Land zu sichern, muss die Politik gemeinsam mit der Wirtschaft zentrale Weichen neu stellen. Hierzu gehören Maßnahmen wie Steuererleichterungen für jene Betriebe, die höhere Löhne zahlen und in die Fortbildung ihrer Mitarbeiter investieren. Die Politik muss auch das Wohnraumthema entschlossener als bisher angehen und hierbei ebenso den Leerstand berücksichtigen. Man spricht von >30.000 leerstehenden Wohnungen in Südtirol (offizielle Daten gibt es keine) und es fehlen offenbar wirksame Anreize, damit diese dauerhaft vermietet werden.

Schließlich sollte auch offen die Frage gestellt werden, wie viele und welche Art von Arbeitsplätzen in Südtirol zukünftig entstehen sollen. Die Knappheit von bebaubarem Raum und die demografische Entwicklung geben eigentlich den Trend vor: Die heimischen Unternehmen inklusive der Landwirtschaft sollten auf hoch qualitative Spitzenprodukte setzten, die wertschöpfungsstark sind und auf die Arbeit gut ausgebildete Fachkräfte bauen. Dieser Faktor kann nicht so leicht kopiert werden. Damit bin ich wieder bei der Förderung der Arbeitnehmer: Bildung, Forschung & Entwicklung, Wohnraum, Familienförderung sollten zentrale Stichpunkte in der Wirtschaftspolitik des Landes werden. Den Preiskampf kann Südtirol in keiner Branche gewinnen, doch das Land kann mehr und mehr zum Herkunftsort exzellenter Produkte und Dienstleistungen werden. Dies gelingt, wenn die Menschen im Mittelpunkt politischer Entscheidungen stehen. Denn jeder einzelne sein Potential ausschöpfen kann, sichert Südtirol seine Zukunft am nachhaltigsten.

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